Es ist mir heute bei diesem „tollen“ Herbstwetter schon wieder passiert…
Ich bin ohne Tragetuch oder Tragehilfe aus dem Haus. Mach einer denkt sich jetzt vielleicht, ja nicht so schlimm… aber ich sags euch mein Arm wirds mir übel nehmen, ganz dezent in Form eines Muskelkaters. Auch gestern schon beim Basar, habe ich mein Tragetuch vergessen. Ich glaube mit der Zeit wenn Mini „zu groß“ geworden ist, als dass man sie das ganze Zeit im Tuch oder der Trage hat, verlässt man sich immer öfter auf die Laufbereitschaft seines Sprösslings.
Man weiß sich als Trageberaterin oder auch einfach erfahrene Tragemami meist ganz gut zu helfen. Da muss dann halt ein Schal herhalten (sofern man einen dabei hat) oder der starke Mann an unserer Seit, oder die Runde wird einfach verkürzt, wenn möglich.
Auch letzte Woche hatten wir eine ähnliche Situation. Wir waren wir wandern und ich sage euch, wenn eine 5-jährige keine Lust mehr hat zu Laufen, kann das ganz schön anstrengend sein. Und ich habe mich heute das erste Mal seit langem gefragt, wieso ich eigentlich nicht noch eine Trage oder ein Tuch für die Große zum Notfall mit eingepackt habe. Denn hin und wieder hat auch sie einfach noch das Bedürfnis nach Nähe und kann eben doch noch nicht immer ganz so mit uns Erwachsenen mithalten wie wir das vielleicht gerne von ihr hätten.
Aber wie viel Tragetuch braucht ein Kind?
Man kann guten Gewissens sagen „so viel wie es verlangt!“ Denn das mit dem Verwöhnen ist ein „Ammenmärchen“ (wie man so schön sagt).
Denn…
Verwöhnen = jmd. etwas abnehmen, was er/sie schon kann um ihm/ihr die Situation etc. zu erleichtern
ABER
Kleine Kinder/Babys können sich ja noch gar nicht alleine von A nach B bewegen, sich etwas zu essen machen, oder sich selbst die Nähe holen welche sie brauchen.
Was auch ganz WICHTIG zu wissen ist, ist dass Babys im ersten Lebensjahr Bindung NUR über Körperkontakt aufbauen.
Auch bei größeren Kinder, ist es so, dass sie wie bereits weiter oben erwähnt nicht die selben Strecken zu Fuß zurück legen wie wir Erwachsenen. Es ist aber auch tagesabhängig und altersabhängig. Wenn ich meine Große und meine Kleine anschaue, staune ich jedes Mal wieder welche Strecken sie zu Fuß zurück legen, wenn man genügend Zeit hat. Denn so ein kleines Menschlein möchte natürlich die Welt um sich herum entdecken. Ich denke das ist die größte Schwierigkeit in der heutigen Zeit, Zeit genug und Geduld zu haben um ihnen genau diese zu geben, damit sie sich in der Form entfalten können, wie sie es brauchen.
Es kann Situationen geben, in welchen das Tragetuch auch bei größeren Kindern sehr hilfreich sein kann. Wenn das Kind krank ist, kann es eventuell mehr Nähe einfordern. Aber auch wenn das Kind einschneidende Erlebnisse zu verarbeiten hat. Kinder über einem Jahr machen immer noch große Entwicklungsschübe, ob sprechen, evt. laufen, aber auch andere Fähigkeiten entwickeln sich noch.
Immer wenn sich vieles verändert und das kleine Leben durcheinander bringt, suchen Kinder wieder die Basis, und die Nähe der Bezugsperson. Tragen kann hier vieles erleichtern, selbst wenn das Kind schon 4, 5 oder gar 6 Jahre alt ist. Natürlich muss man schauen, wie es einem selbst möglich ist.
Denn große Kinder werden nur noch in bestimmten Situationen getragen und nicht mehr ständig. Unser Körper ist von Natur aus faul und alles was nicht benötigt wird, wird abgeschafft. Das ist leider auch mit der Muskulatur so. Tragen ist also auch ein Fitness für euren Körper und wenn man dies nicht mehr regelmäßig macht, wird die Muskulatur wieder schwächer (hier reichen 14 Tage), und das Tragen der größeren viel anstrengender.
Lustig finde ich immer wieder wenn man etwas schief von der Seite angeschaut wird, trägt man sein 2/2,5 jähriges Kind noch auf dem Rücken. Aber wenn man es im Kinderwagen schieben würde, wäre dies kein Problem. Wieso eigentlich?
Auch wenn es um das Thema Tragen geht, kann man auf seinen BAUCH hören, und das tun was sich für eure Familie am besten anfühlt, oder eignet.
In diesem Sinne einen schönen Trageherbst!
Eure Christiane