Immer wieder sieht man auf den Sozialen Medien, Filmen und auch sonst Babys, die mit dem Blick nach vorne getragen werden. Es gibt Hersteller die damit werben, dass ihre Trage auch vorwärtsgerichtet nutzbar ist.

Das nach vorne gerichtete Tragen wird auch „facing out“ bezeichnet. Warum wir diese Trageweise nicht empfehlen, erklären wir dir im heutigen Blogartikel.

Ergonomie und Physiologie

Beim Tragen ist es sehr wichtig, dass das Baby gut gestützt und in seiner natürlichen Haltung und Entwicklung unterstützt wird. Kurz gesagt: ergonomisch. Facing Out ist nicht physiologisch.

Warum? Babys können anfangs den Kopf noch nicht selber halten, die Muskulatur im Hals- und Rückenbereich entwickelt sich erst im Laufe der Zeit. Somit ist eine sehr gute Stützung wichtig. Trägt man das Baby zu sich gerichtet, wird dieser Bereich optimal gestützt. Das Baby kann einen „runden“, auch C-förmig genannten, Rücken machen. Beim Facing Out wird der Tragling in ein Hohlkreuz gedrückt, was vermieden werden soll, wie die nächste Abbildung der Entwicklung der Wirbelsäule euch zeigt:

Entwicklung der Wirbelsäule Quelle: http://blog.kumja.de/wp-content/uploads/2016/02/Elterninfo_Babytragen-Seite001.jpg

Der nächste wichtige Punkt ist die Hüftentwicklung. Babys kommen mit einer unreifen Hüfte zur Welt. Sie muss erst verknöchern. Hier fällt der berühmte Begriff „Anhock-Spreizhaltung“, welche für eine gesunde Hüftentwicklung wichtig ist. Das bedeutet, Babys ziehen ganz automatisch ihre Beinchen in die sogenannte „Froschstellung“. Diese von Po und Beine gebildete M-Haltung wird beim Tragen mit dem Gesicht nach vorne leider nicht unterstützt. Der Steg ist zu schmal, die Beine hängen runter.  Was nebenbei auch unbequem für das Baby ist, da im Genetalbereich Druck entsteht. Dazu gibt es ein sehr gutes Bild, was denkst du, ist bequemer?

@taninette https://www.instagram.com/p/Bnqo4pcAVjU/?igshid=YmMyMTA2M2Y=

Reizüberflutung

In der Beratung höre ich manchmal: „Das Baby möchte mehr sehen, deshalb würde ich es gerne nach vorne gerichtet tragen“. Tatsächlich ist es so, dass dies für das Baby eine Reizüberflutung darstellt. Durch die Trageweise ist es dem Baby nicht möglich, sich abzuwenden, wenn es zu viel wird.

Buzzidil hat diesbezüglich ein eindrückliches Video gedreht, welches ich euch hier verlinke:

Buzzidil: Was sieht Dein Baby vorwärtsgerichtet? https://www.youtube.com/watch?v=1PYngs9OZH8

Stattdessen kann man das Baby ab Kopfkontrolle auf dem Rücken tragen oder seitlich auf der Hüfte. So sieht das Baby mehr. Möchte es schlafen, kann es einfach den Kopf auf dem Tragenden ablegen und sich so von allen Eindrücken abwenden.

Kuschelfaktor

Ein für mich zusätzlich wichtiger Punkt ist, dass unsere Traglinge uns riechen und fühlen möchten. Das ist beim Tragen mit dem Gesicht nach vorn gerichtet nicht das Gleiche. Und ich als Tragende möchte ebenfalls das Gesicht meines Babys sehen um gut einschätzen zu können ob alles in Ordnung ist.

Anmerken möchte ich, dass ich bestimmen Fällen (z.B. aufgrund von medizinscher Versorgung oder wenn jemand im Rollstuhl sitzt), das Vorwärtsgerichtete Tragen eine notwendige und gute Option sein kann.

Ich hoffe, dass ich dir die wichtigsten Punkte, weshalb du dein Baby nicht vorwärtsgerichtet tragen sollst, aufgezeigt habe.

Liebe Grüße,

Michelle

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert